Um nicht den Anschein zu erwecken, die neue Sicht auf Medea sei die objektive Wahrheit, verzichtet Christa Wolf auf einen auktorialen Erzähler. Stattdessen lässt sie in den elf Kapiteln des Romans sechs "Stimmen" auftreten. Wir "hören" vier Monologe von Medea, je zwei von Jason und Leukon, je einen von Agameda, Akamas und Glauke. Das ist ein überzeugender Ansatz, auch wenn die Figuren schablonenhaft bleiben, keine individuelle Sprache haben und deshalb ein wenig wie Marionetten wirken, die von ein und derselben Person – der Autorin – bewegt werden.