Diese Haltung und Einstellung zur Existenz wird besonders deutlich in Kellers Roman Der grüne Heinrich, der bekanntlich stark autobiographische Züge trägt. So heißt es dort: Nur die Ruhe in der Bewegung hält die Welt und macht den Mann; die Welt ist innerlich ruhig und still, und so muß es auch der Mann sein, der sie verstehen und als wirkender Teil von ihr sie widerspiegeln will. Kühe zieht das Lehen an, Unruhe verscheucht es; Gott hält sich mäuschenstill, darum bewegt sich die Welt um ihn. Für den künstlerischen Menschen nun wäre dies so anzuwenden, daß er sich eher leidend und zusehend verhalten und die Dinge an sich vorüberziehen lassen, als ihnen nachjagen soll: denn werin einem festlichen luge mitzieht, kann denselben nicht so beschreiben, wie der, welcher am Wege steht. Dieser ist darum nicht überflüssig oder müßig, und der Seher ist erst das ganze Leben des Gesehenen, und wenn er ein rechter Seher ist, so kommt der Augenblick, wo er sich dem Zuge anschließt mit seinem goldenen Spiegel gleich dem alten Könige in 'Macbeth', der in seinem Spiegel noch viele Könige sehen ließ. Auch nicht ohne äußere Tat und Mühe ist das Sehen des ruhig Leidenden, gleich wie der Zuschauer eines Festzuges genug Mühe hat, einen guten Platz zu erringen oder zu behaupten.