Kindergarten" ist eines der wenigen deutschen Worte, die es in die englische Sprache geschafft haben. Auch in vielen anderen europäischen Sprachen - und sogar im Chinesischen und Usbekischen - setzt sich die entsprechende Vokabel aus den Wörtern "Kind" und "Garten" zusammen. Der Grund dafür: Die Institution Kindergarten ist eine deutsche Erfindung und wurde - bereits 100 Jahre vor dem Wirtschaftswunder - einer der ersten deutschen Exportschlager.
Inmitten der industriellen Revolution, am 28. Juni 1840, gründete der Pädagoge Friedrich Wilhelm August Fröbel im thüringischen Blankenburg den "Allgemeinen Deutschen Kindergarten" und damit den ersten Kindergarten der Welt.
Orte zur Kinderbetreuung gab es schon vorher. "Die hießen dann Bewahranstalten oder Warteschulen", erklärt Margitta Rockstein, die als Kustodin im Blankenburger Fröbel-Museum das Schriftenarchiv verwaltet. In solchen Einrichtungen ließen Eltern ihre Kinder, wenn sie in den Fabriken des aufkommenden Industriezeitalters arbeiteten. "Für ältere Kinder herrschte bereits Schulpflicht", erläutert Rockstein. "Für Kleinkinder gab es bestenfalls Einrichtungen, die sie vor Verwahrlosung 'bewahrten'." Wie der Name verkündet.
Revolutionäre Pädagogik
Das reichte Fröbel nicht. Inspiriert von den Gedanken der Aufklärung verstand er Menschen als freie Individuen, die von Geburt an zur freien Entfaltung geschaffen sind. Und dazu gehörte für Fröbel auch die Bildung. Wie dem Schweizer Reformpädagogen Johann Heinrich Pestalozzi, bei dem Fröbel als junger Mann studierte, galt auch ihm die Bildung aller Kinder - unabhängig von Herkunft und Geschlecht - als Grundpfeiler eines demokratischen Gemeinwesens.