Im Vergleich mit Goethes „Prometheus“ zeigen sich wenig Gemeinsamkeiten, die beiden Gedichte sind
einander sehr gegensätzlich. Zwar ist „Prometheus“ auch in Hymnengestalt geschrieben, aber inhaltlich
ganz und gar kein Loblied auf Gott und somit seine Hymnenfrom mehr eine Art Parodie. Während in
diesem Gedicht die Sprache langsam und ruhig, aber eindringlich vor sich hin fließt, wimmelt es im
„Prometheus“ von Imperativen, Ausrufen und Ellipsen; die Stimmung ist aufgeregt und kämpferisch.
Die Figur des Prometheus gleicht einem Rebell, der Kritik an Gott übt und die Autonomie fordert,
wohingegen in „Grenzen der Menschheit“ das Erkennen der Verbindung zu Gott und des göttlichen
Teils im Menschen im Vordergrund steht, was allerdings keiner Unterwerfung gleichkommt. Und hier
zeigen sich gewisse Parallelen zu Goethes anderer Hymne „Das Göttliche“: In beiden Gedichten strebt
der Mensch nach Gott und kann die Ebenbürtigkeit mit ihm dennoch nie erreichen. Er hat aber die
Möglichkeit in die Ewigkeit einzugehen. In „Grenzen der Menschheit“ geschieht dies durch den
geistigen und körperlichen Zusammenhalt mit anderen Menschen, in „Das Göttliche“ dagegen kann er
sein Ziel durch „geniale“ Taten erreichen.